La cetra amorosa

Italienische Ostinato-Vertonungen des 17. Jahrhunderts


Kompositionen des 17. Jahrhunderts über ostinate Bässe gehören zu den reizvollsten Formen überhaupt. Die sich immer wiederholende Motivik des Basses kann im besten Fall bei Musikern und Zuhörern eine Art Trancezustand auslösen; ganz sicher aber entsteht eine Spannung zwischen der gleichbleibenden Baßfigur und den darüber stattfindenden Variationen. Qualitäten, den erstgenannten Zustand auszulösen, haben die "echten" Lamenti wie Sances' "Usurpator tiranno", das stark an Monteverdis "Lamento della Ninfa" erinnert und vor allem Merulas "Ninna Nanna", ein immerhin 7 Minuten dauerndes Stück über den Wiegenlied-Baß einer absteigenden kleinen Sekunde. Darüber entfaltet sich eindringlich und teilweise stark dissonant die Vision Marias über Jesu Leiden und Sterben.
Stücke wie Strozzis "L'Eraclito amoroso", Luigi Rossis „La bella più bella“ und Frescobaldis "Cosi mi disprezzate" benutzen ostinate Bässe, unterbrechen diese aber immer wieder durch rezitativische Abschnitte, was ihnen stärkere Dramatik verleiht.
Der Ciaccona-Baß ist mit seiner synkopischen Rhythmik der Tanzmusik entlehnt; Stücke mit einem solchen Baß sind automatisch schwungvoll und mitreißend und gehören mit eher humorvollen Texten zu den Scherzi musicali. Ein besonderer Fall ist Merulas "Su la cetra": durch seine Länge und durch den abrupten Wechsel der Tonarten ein sehr anspruchsvolles Werk dieser eher leichten Gattung, zu der noch Sances’ „Accenti queruli“ und Benedetto Ferraris „Amanti, io vi so dire“ gehören.
Kompositionen über Romanesca- und Ruggiero-Bässe sind Strofenvariationen, da die Baßfiguren berühmten Liedern entnommen sind. Darüber entstehen sehr ausdrucksvolle, intime und ruhige, aber dennoch virtuose, reich verzierte Gesangsstimmen, so z.B. „Torna, deh torna“ von Caccini und „Ti lascio“ von Girolamo Frescobaldi.

Zusammen mit rein instrumentalen Ostinatokompositionen ist ein Programm mit einer Auswahl dieser Stücke höchst lebhaft und spannend, und kann das Publikum abwechselnd mitreißen oder in meditative Stimmung versetzen.